2020 - Student Exchange Report - Korea National University of Arts - Milosevic Tamara

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Exchange report of Korean National University of Arts South Korea Tamara Milosevic, Animation BA

Seoul

COVID-19

Genau so fange ich mit diesem Bericht an.

Ausdrucksstark ist er in allen Bereichen. Mach ich mich über den Virus lustig? Nein. Kann man es übertreiben? Vermutlich. Ist es eine Verschwörung? Dies überlasse ich dir zur Beurteilung. Doch wie soll ich sonst mit meinem Bericht anfangen? Ein normaler Austausch, den man sonst in seinem Studium macht war es sicher nicht und sicherlich habe ich nicht erwartet, dass eine Pandemie ausbricht, während ich im Austausch bin.

Direkt als ich in Seoul angekommen bin, um an der Korean National University of Arts zu studieren und meine wissen in der Animation weiter ausbauen zu können wurde der Schulstart für drei Wochen verschoben. Nun sass ich in Südkorea überfordert mit dem geschehen um mich herum und dem Versuch sich in meinem neuen zu Hause einzuleben und herauszufinden wie das Leben funktioniert.

Genug Zeit zum Nachdenken hatte ich sicherlich. Ausser Einkäufe zu erledigen, indem ich nicht einmal das Haus verlassen musste stand nichts auf meiner To-do-Liste, vielleicht sogar auch ein bisschen zu viel Freiraum für meine Gedanken. Immerhin erinnerte ich mich wieder daran, wie ich überhaupt dazugekommen bin einen Austausch machen zu wollen.

Im Herbst 2019 traf ich die Entscheidung, einen Austausch zu machen. Den Wunsch hatte ich schon seit ich an der HSLU angenommen wurde. Doch war die Zieldestination noch nicht festgelegt, da ich mich zwischen Japan oder Südkorea entscheiden musste. Andere Länder wären sicherlich auch spannend gewesen, doch dachte ich mir so weit wie möglich von zu Hause weg zu reisen, wäre was, wo ich nicht oft die Chance dafür hätte. Natürlich hatte ich auch Interesse an diesen Ländern, begonnen hat diese in meiner Kindheit mit den klassischen Animes, die man auf RTL II gesehen hat aber auch mit der Arbeit meiner Mutter die sie im Chinamedzentrum hatte.

Cooking

Als ich dann meine Lehre als Köchin begonnen habe, hatte ich auch genug Geld auf die Seite gelegt um zweimal nach Japan und Südkorea zu reisen. Was für mich ein Herzenswunsch war.

Doch kann man einen Urlaub mit dem Austauschsemester nicht vergleichen. Zu wissen das man an einem Ort nur für eine kurze Zeit ist, verglichen für mehrere Monate ist ein grosser Unterschied. Man verhält sich anders und es fallen andere dinge auf, die man sonst nicht erkenne würde, wenn man sich nicht länger an einem Ort befindet.

Als ich mich für das Aufnahmeverfahren vorbereitet habe entschied, ich mich das ich nach Südkorea an der Korean National University of Arts gehen möchte, um dort weiter Animation studieren zu wollen. Es war keine leichte Vorbereitung, da durch die unzähligen Dokumente, die man vorhanden haben muss, war das Vorbereiten eines Portfolios wie auch ein Showreel eine Aufgabe, die ich erledigen musste. Zu meinem Glück war ich nicht alleine in diesem Prozess. Im Ganzen waren wir zu dritt, die sich für Südkorea beworben hatten. Gegenseitig haben wir uns unterstützt, um unser Bestes zu geben. shots die ich für mein Showreel animiert habe.

K'arts campus

Als wir dem Abgabetermin näher kamen, ist die Nervosität gestiegen aber gleichzeitig wollte ich es nur noch vorüber haben. Bis der Tag dann ankam, an dem wir die Nachricht bekommen sollten, fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Als jedoch die Weihnachtszeit näher rückte, kam dann auch die Nachricht, das ich an der Schule angenommen wurde. Die harte Arbeit hatte sich gelohnt und nun habe ich die Chance bekommen mich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden und auch ein lehrreiches Semester erleben zu können.

Das Flugticket wurde auf ende Februar gebucht und bis dahin nahm ich mir die Zeit, mich von allen langsam zu verabschieden. Natürlich nicht für immer doch war es ein komisches Gefühl. Im gleichen Monat hatte ich auch Geburtstag und bekam noch ein praktisches Geburtstagsgeschenk dazu. Meine Freundinnen haben mir ein Paket geschenkt das mit Gesichtsschutz Masken und Desinfektionsmittel gefüllt war. Sie meinten, weil Corona langsam in Asien auszubrechen scheint, sollte ich wenigstens ein bisschen vorbereitet sein.

Was mir am meisten geholfen hatte war das ich eine Freundin kennengelernt habe die auch an der K-arts studiert. Sie hatte selbst an der HSLU ein Austauschsemester gemacht und freundeten uns an. Da es leider Komplikationen mit der Anmeldung gab, für das Studentenheim, musste ich eine neue Unterkunft finden. Wäre ich alleine bei der Suche gewesen, hätte ich eventuell schon lange aufgegeben. Die meisten Informationen waren auf Koreanisch und ich traute nicht jeder Seite, die ich gefunden habe. Doch glücklicherweise half sie mir ein Apartment zu finden und als ich dann in Südkorea angekommen bin konnte ich bei ihr wohnen bis ich dann in die Wohngemeinschaft einziehen konnte.

Das Einschreiben der Module näherte sich. Wir bekamen die Informationen welche Module geeignet wären für die Austauschstudenten, doch war da keine grosse Auswahl für mein Interesse in der Animation. Diesbezüglich suchte ich nach weiteren Modulen, doch ich stoss auf weitere Hürden. Da alles in Koreanisch geschrieben war und nur wenige Informationen in Englisch, wusste ich nie genau was in den gewissen Modulen gemacht wird da es nur einen beschrieb in Koreanisch gab. Doch auch hier half mir meine Freundin. Zusammen schrieb ich mich ein und nun hiess es abwarten bis die Schule dann endlich anfangen wird.

Eine kleine Zusammenfassung welche Module ich ausgewählt habe und was sie beinhalten.

Concept art

Animation Workshop: Dieses Modul geht über zwei Semester lang, in welche jeder einzelne eine Animation von 2 bis 3 Minuten erarbeitet. Das Thema ist frei zu wählen.

Picture Book making: Jeder Student kreiert ein Bilderbuch mit einem Umfang von 32 Seiten. Welches man dann auch binden kann.

Human Body Drawing: Wir lernen den Character Design vom Western. Eastern Style und animieren Analog die Charaktere mit den 12 Prinzipien der Animation.

Korean Language for Beginner: Sprachkurs, der doch Intensiver war als gedacht.

History of Korean Art: Kunstgeschichte von Korea. Hier besuchten wir Museen doch konnten wir nicht viele Ausflüge machen da sie die Museen wegen COVID-19 geschlossen haben.

Der Animation Workshop war das Modul, das mir persönlich am meisten weiter gebracht hatte. Da ich nach meinem Austausch ins Abschlussjahr kommen werde und somit meinen Bachelor Film machen muss, war dies die perfekte Vorbereitung dafür. Dieses Modul war jedoch gar nicht leicht zu bewältigen. Meine Dozentin konnte nicht gut Englisch sprechen was den Austausch meiner Arbeit sehr erschwerte. Mit der Zeit fanden wir jedoch bald heraus das sie ein wenig Japanisch spricht, genau so wie ich. Was für ein nebenstehenden Person komisch aussah, war für mich eine kleine Aufmunterung.

Der Theorie Unterricht, den wir mit in diesem Modul hatten, war via Zoom. Und das freie arbeiten an unserem Projekt mussten wir über die Woche selber einteilen. Das einzige, was wir tun mussten, war es jeden Montag den Prozess, den wir machten auf eine Plattform aufschalten, somit die Dozentin unseren Prozess mitverfolgen konnten und uns schriftlichen Feedback zurückgeben kann. Was mir schwerfiel in diesem Modul, neben der sprachlichen Barriere, war es eine eigene Geschichte aufzubauen und diese verständlich für die Zuschauer zu gestalten. Ich hatte keine grosse Unterstützung da wir alleine arbeiten mussten und es keine Teamarbeit war. Sicherlich ist es gut dies auch zu lernen, doch fehlte es mir mich austauschen zu können und wusste auch nicht oft was die anderen Studierenden machten. Diesbezüglich wechselte ich meine Geschichte, so wie man jeden Tag neue Socken anzieht. Nur nicht so extrem. ha ha ha….

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Was ich in diesem Projekt lernen wollte war es atmosphärische Umgebung zu gründen und kleine geschehen zu zeigen die vorkommen könnten. Der Schauplatz wäre ein Park. Es war schwierig dies überzeugend umzusetzen. Ich merkte kurz daraufhin das mir eine Nachricht für den Zuschauer fehlte. Ich wechselte es noch einmal und setzte den Focus auf ein benutztes Taschentuch und einer Raupe. Wie beide von der Gesellschaft ignoriert werden, oder eben nicht. Durch einen Austausch mit meinen zwei Freundinnen die an der Hongik University, deren Austausch machten, hatte ich endlich ein Feedback bekommen, das nicht durch eine Sprachbarriere gestört wäre. Schlussendlich war meine Dozentin sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Ich versuchte Ihr oftmals zu erklären was in mir vorging während dem Arbeitsprozess und oftmals war ich gestresst deswegen, doch sie zeigte immer Verständnis für meine Entscheidungen.

Was ich in diesem Modul sowie auch in den anderen Modulen gelernt habe war es, welche was man alles beachten muss, um ein Projekt auf die Beine stellen zu können. Klar haben wir diese auch hier an der HSLU beachtet doch war es anders dies alleine umzusetzen. Das Arbeiten, nicht in einem Team, sondern alleine, war sehr schwierig für mich. Ich versuchte jedoch nicht so schnell aufzugeben, nur weil ich alleine arbeiten musste. Das Positive ist doch, das ich genau deswegen aus meiner Komfortzone heraus gekommen bin. Eigene Entscheidungen zu treffen und überzeugt davon zu sein ist schwieriger als man sich vorstellen kann.

Die zusätzliche Situation mit dem Online Unterricht hat es mir aber auch nicht leicht gemacht mich mit den Mitstudenten gross anzufreunden. Vor allem, weil ich kein Koreanisch sprechen konnte, oder nicht so gut um eine Konversation führen zu können oder sie zu schüchtern waren mit mir Englisch zu sprechen. Was aber auch keine Tragödie war.

Denn ich habe das Modul „History of Korean Art“ besucht. Dies war der einzige Kontaktunterricht welchen ich in diesem Semester hatte, vermutlich weil wir auch nur sechs Studierenden waren. Was ich sehr mochte, war das die Studierenden alle nur Austauschstudenten waren. So waren zwei aus Holland, eine aus Frankreich und, einer aus Deutschland und einer aus der Schweiz wie ich, doch war er aus Genf. Wir haben uns alle super verstanden und auch mit der Dozentin sind wir gute Freunde geworden. Gemeinsam haben wir einen Einblick in die koreanische Kultur bekommen. Zudem aber auch die Kunstszene in Südkorea kennengelernt. Wir haben Museen besucht und sind auch gemeinsam in Restaurant essen gegangen. Unsere Dozentin erklärte uns offen wie sich die Koreaner, in der Zeit entwickelt haben und welchen unterschied, es gibt zwischen den Generationen. Es gab sehr spannende Diskussionen und ich wollte am liebsten mich nur mit diesem Thema auseinandersetzten.

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Was man mich auch oft gefragt hatte, war, ob ich einen Kulturschock erlebt habe oder wie ich grundsätzlich in Südkorea zurechtkommen bin. Um dies zu beantworten, einen Kulturschock hatte ich nicht, jedoch war das zurechtkommen nicht sehr einfach. Es war mir von Anfang an bewusst, das es kulturellen Unterschiede, gibt. Da ich Schweizerin bin, doch aber auch Serbin bin, lernte ich schon von früh an wie und was es für Unterschiede in einer Kultur gibt. Diesbezüglich konnte ich mich gut auf die Veränderungen, die auf mich zukommen werden, einstellen. Klar gab es Momente, in denen ich überrascht war, wie verschieden es mit gewissen dingen umgegangen wird, doch hatte ich nie das Gefühl es wäre mir unangenehm. Mir Persönlich war es wichtig offen zu sein, sowie respektvoll mit den Mitmenschen umzugehen. Was ich jedoch sehr schade fand, war das ich kaum Zeit hatte mehr von Südkorea kennenlernen zu dürfen. Einer der Gründe ist sicherlich COVID-19 aber zudem war das Studium sehr intensiv. Und wenn dies noch nicht genug war, half ich noch drei Abschlussfilmen der HSLU bei der Animation während meines Aufenthalts.

Bevor ich nach Südkorea ging, habe ich mir gesagt ich würde es leichter angehen werde. Den im letzten Semester habe ich es ein bisschen übertrieben. Wie es aussieht konnte ich wohl nicht einhalten. Ich merkte welchen Druck ich mir aufbaute, nachdem ich die arbeiten der Mitstudenten gesehen habe. Ich habe mir eingeredet ich muss härter arbeiten um mit ihnen mithalten zu können. Der Gedanke, nicht gut genug zu sein, hatte mich nicht losgelassen. Im Grunde kann ich mich gut beherrschen aber dies war mir dann doch zu viel und mein Selbstzweifel stieg stark an. Es dauerte eine Weile bis ich mich wider eingekriegt habe aber dies geschah dann als ich wider zurück in die Schweiz gekommen bin. Meine Kolleginnen haben oft versucht mir einzureden, das der schulische Rhythmus, den man hier in Südkorea hat, sehr unterschiedlich ist als der den wir hier kennen. Womöglich war dies doch ein unbewusster Kulturschock für mich.

Auch wenn ich nun sehr wenig Freizeit hatte, habe ich doch so oft wie möglich versucht aus meinem Zimmer zu gehen und wenigstens in Cafés arbeiten, von denen es sicherlich genug gibt. Wie aber auch kleine Spaziergänge zu gehen die in der Nähe meiner Wohnung waren. So konnte ich den Wechsel vom Winter zum Frühling, wie aber auch dann zum Sommer betrachten.

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Etwas was mich sicher wider aus meinem kleinem Loch herausgeholt hatte, war das leckere Essen. Ich hatte die Möglichkeit viele verschiedene Gerichte ausprobieren zu können. Wie Schweinefüsse. Kein Kilo bereu ich welches ich während meines Aufenthaltes zugelegt habe. Denn es war mir Wert. Die Esskultur in Südkorea ist einfach nur traumhaft. Und das ist nicht mal übertrieben. Die koreanische Küche war schon bevor ich angekommen war meine Lieblingsküche, doch kann man es wiedermal nicht vergleichen, wenn man es in dem Land konsumieren kann, wo es auch herstammt. Was ich auch sehr angenehm fand war das wir auch alles nachhause bestellen konnten und das egal um welche Uhrzeit. Meine Mitbewohnerinnen sagten mir, sobald sie in der final-week wären, kochen sie gar nicht mehr, sondern bestellen sich das Essen direkt nachhause. Was ich auch persönlich oft gemacht habe.

Das generelle Gefühl das ich während meinem 5 Monaten Aufenthalt hier in Seoul hatte, war es trotz all den Schwierigkeiten, die ich durchgemacht habe, sehr positiv. Meine Meinung nach störte es mich nicht das ich einen Austausch hatte während einer Pandemie. Ich musste nicht in den Lockdown wie man es in der Schweiz machen musste, sondern hatte doch das grössere Glück mehr Freiheit geniessen zu können. Auch, wenn vieles doch geschlossen war, konnten wir viele Aktivitäten machen.

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Was ich auch sehr interessant fand, war wie man mit dem Virus umgegangen ist. Ich denke mal für Asien gehört es zum Alltag eine Maske anzuziehen, da wenn sie selber krank sind, möchten sie nicht jemand anderen anstecken, was bei uns nicht der fall ist. Sobald ich auch das Haus verlassen habe hatte ich sofort die Maske an. Ich habe mich sogar daran gewöhnt denn ich habe dies 5 Monate lang gemacht und schwer ist es nicht, man gewöhnt sich an alles. Es war eher ungewohnt zurückzukommen, wo man niemanden oder wenige mit einer Maske sieht.

Auch wenn sich der Austausch nun sehr Surreal anfühlt seitdem ich zurückgekommen bin, bin ich trotzdem froh nicht auf meine Eltern gehorcht zu haben, sondern den Mut hatte diesen schritt zu gehen und von einer gewohnten Umgebung herauszukommen und mich auf den Weg machte neues zu erkundigen. Verändert bin ich zurückgekommen. Ich bin gewachsen, leider nicht in der Grösse, doch mit meinem verhalten. Da ich eine eher Schüchterne und zurückhaltende Person bin, habe ich gelernt offener mit mir selbst zu sein. Nicht nur mit meiner Person bin ich gewachsen, sondern auch mit meinem können. Das Wissen, welches sich in der Zeit meines Aufenthaltes gebildet hat, auch wenn es nicht leicht war bin ich sehr dankbar. Es zeigt grosses durchhalte vermögen und ich bin doch stolz auf das, was ich gemacht habe. Ich konnte neue Freundschaften schliessen und dies ist auf der ganzen Welt verteilt. Momente mit meinen Freunden geteilt und sogar im Karaoke Raum die Stimmbänder herausgeschrieen.

Ein Unvergessliches Erlebnis welches ich gerne mit jedem Teilen möchte.

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